Koalitionsvertrag NRW

Angriff auf den freien Sonntag

ohne Sonntag fehlt dir was
ohne Sonntag fehlt dir was
Datum:
Mo. 3. Juli 2017
Von:
Andris Gulbins

KAB der Diözese Aachen übt scharfe Kritik am Koalitionsvertrag

Wir wollen keine Entfesselung

„Gute Nachrichten aus Aachen“, so hieß es in den letzten Wochen, als klar war, dass der neue Ministerpräsident aus Aachen kommt. Nicht so gut sind diese „Nachrichten aus Aachen“, wenn nun unser christdemokratische Ministerpräsident einen neuen Angriff der FDP auf den freien Sonntag zulässt.
Die Koalitionäre einigten sich darauf, die verkaufsoffenen Sonntage auf acht in einem Kalenderjahr zu erhöhen, die Entscheidung darüber auf die Kommunen (ab)zu schieben und die Einschränkungen der Öffnungszeiten an Samstagen zu streichen.
"Das Motiv der Koalitionäre ist offensichtlich. Sie wollen << Wirtschaft und Bürger entfesseln>>, so Ralf Bergendahl, Diözesansekretär der KAB Aachen. Der Sonntagsschutz und damit der arbeitsfreie Sonntag als ein individuelles und soziales Freiheitsrecht stehen für uns nicht zur Disposition!"
Schließlich steht der freie Sonntag auch als eine von der Verfassung vorgegebene Fessel gegen die zunehmend entfesselten Kräfte des freien Marktes, wonach wirtschaftliche Interessen und ökonomische Betrachtungsweisen immer absoluter gesetzt werden und ihnen alle Dimensionen des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens untergeordnet werden. Als Diözesanleitung der KAB Aachen sagen wir ein klares Nein zu einer weiteren Ökonomisierung der Gesellschaft und der Entfesselung unserer gesellschaftlichen Ordnung hin zu einer Rund-um-die-Uhr-Ökonomie, in der der Mensch nur noch als Produzent oder Konsument zählt.
Als Christ*innen betonen wir ausdrücklich den Sonntag als Tag der religiösen Erhebung. Die verfassungsmäßige Bedeutung des Sonntags zielt aber auch auf seine Bedeutung in einer säkularisierten Gesellschaftsordnung mit seinen "profanen" Zielen der persönlichen Ruhe, Besinnung, Erholung und Zerstreuung, der Zeit für Familien oder das Engagement in Sport - und Musikvereinen. Diese Möglichkeit soll auch für die Angestellten im Einzelhandel erhalten bleiben. Vergessen wird in den Debatten, dass der Sonntag auch eine Schutzfunktion für Arbeitnehmer*innen darstellt. "Als KAB werden wir nicht schweigend zusehen, wenn noch mehr Arbeitnehmer*innen an Sonn- und Feiertagen arbeiten müssen" betont Gaby Wienen, Diözesanvorsitzende der KAB Aachen. Auch die „Einschränkungen der Öffnungszeiten an Samstagen“ hat für die Beschäftigten eine zeitliche Entgrenzung zum freien Sonntag zur Folge.
Gemeinsam mit Gewerkschaften, Kirchen und vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern werden wir bei der Umsetzung der von den Koalitionären geplanten Entfesselung zum Protest aufrufen.   

Aachen, den 03.07.2017
Diözesanleitung der KAB der Diözese Aachen