Aus Anlass der Veröffentlichung wird am 03. Juni 2016 um 18.00 Uhr ein ökumenisches Friedensgebet in der Kirche St. Peter, Peterskirchhof 1, 52062 Aachen stattfinden, zu dem wir herzlich einladen.
lautete der Titel, unter dem die ökumenische Flüchtlingsplattform im Februar 2014 eine Resolution veröffentlicht hatte. Diese hat - unterstützt durch die katholischen und protestantischen Kirchen in der Euregio - über den kirchlichen Bereich hinaus vielfache Beachtung erfahren.
Fast zwei Jahre später müssen wir feststellen, dass unsere eindringlichen Forderungen an europäische PolitikerInnen und Institutionen, endlich eine menschliche, von christlichen Werten getragene Flüchtlingspolitik umzusetzen, nicht annähernd erfüllt worden sind. Im Gegenteil: Die gegenwärtige Lage ist von noch mehr Abwehr gegenüber Flüchtlingen geprägt, von Strategien der Abschottung, begleitet von parteipolitischen Grabenkämpfen einerseits, von oft völliger Überforderung und Hilflosigkeit der verantwortlichen Institutionen
andererseits. Die Situation für Flüchtlinge hat sich nicht nur noch einmal dramatisch verschlechtert, sondern sie hat sich auch grundlegend gewandelt. Das Flüchtlingsdrama vor und an den Toren der Europäischen Union findet täglich seine Fortsetzung und es hat sich zugleich ausgedehnt auf die Fluchtwege durch Europa. Menschenunwürdige Situationen erleben wir nicht mehr nur in den Krisenherden des Nahen Ostens oder bei den unversorgten Flüchtlingen, die in der Türkei auf der Straße leben, sondern auch in Griechenland oder mitten in Europa entlang der Balkan-Route(n).
Wir sehen einen der wichtigsten Gründe für diese Defizite der europäischen Flüchtlingspolitik in der Gleichgültigkeit, auf die Flüchtende, ihre Motive, ihr Elend und ihre Verzweiflung in den letzten Jahrzehnten gestoßen sind und die Zehntausende von ihnen das Leben gekostet hat: Sie sind im Mittelmeer ertrunken, in der Wüste verdurstet, haben sich an Zäunen ihre Körper zerrissen oder sind - wie z.B. in Nordafrika - von Sicherheitskräften ermordet worden. Europäische PolitikerInnen haben diesem Sterben an den Außengrenzen des Kontinents weder Einhalt geboten noch Verantwortung übernommen. Wir stellen folgerichtig fest:
In klarem Widerspruch zu dieser politischen Haltung und ihren Folgen erleben wir eine gewaltige Bereitschaft, Flüchtlinge willkommen zu heißen. Die vielen Ehrenamtlichen setzen ein Zeichen gegen sich verstärkende Feindbilder, Fremdenhass und Rassismus. Diese Menschen, Gemeinden und Gruppen leisten einen wirksamen Dienst der „Entfeindung", indem sie Asyl und Flucht positiv im Sinne der Menschenwürde und der Menschenrechte werten. Angesichts der derzeitigen Verschärfungen des Asylrechts und der wieder verstärkten Fokussierung auf Abschottung von und Begrenzung der Flüchtlingsbewegungen nach Europa ist das Eintreten für das Asylrecht und die humanitäre Aufnahme von Flüchtlingen dringend erforderlich.
Unzählige Frauen und Männer setzen sich ehrenamtlich dafür ein, den Ankommenden ihren Aufenthalt so erträglich wie möglich zu gestalten. Gemeinsam mit ihnen stellen die Mitglieder der Euregionalen Flüchtlingsplattorm mit Nachdruck fest:
Wir wissen um ihre Not und die Bedingungen, die sie in die Flucht treiben, und wir wissen, dass niemand behaupten kann, ihre Gründe nicht zu kennen. Wir stellen deshalb fest:
Dieser zweifachen Gefährdung muss politisch entgegengewirkt werden:
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Armut und unerträgliche Lebensumstände Millionen Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen, wenn sie überleben wollen. Ernsthafte Bemühungen zur Veränderung dieser Umstände sind jedoch kaum erfolgt und auch gegenwärtig schwer zu erkennen.
Im Gegenteil:
Diese und eine Reihe anderer existenziell unerträglicher Zustände führen als unbestreitbare Fluchtursachen dazu, dass Millionen Menschen in Afrika, in Asien, im Nahen Osten, in Süd- und Mittelamerika unter körperlicher und seelischer Gewalt, unter Hunger und Entbehrung, unter Hoffnungslosigkeit, Angst und Traumatisierung leiden. Sie zwingen diese Menschen, in vermeintlich sichere Weltgegenden zu fliehen, vor allem nach Europa, nach Deutschland.
Wenn Sie Ihre Bekundungen, die Fluchtursachen zu bekämpfen, damit die Menschen keinen Grund mehr haben, nach Europa zu fliehen, ernst meinen, setzen Sie alles daran, diese Fluchtursachen mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln abzustellen. Beteiligen Sie sich an einer Großen Transformation hin zu einer klimaverträglichen und sozialgerechten Gesellschaft.
Ökumenische Flüchtlingsplattform in der Euregio Maas-Rhein (B/D/NL)
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