Frohe Botschaft von Ostern

Das Grab ist leer. Christus ist auferstanden. Aber: glauben wir auch daran?

Kreuz (c) www.pixabay.com
Kreuz
Datum:
Di. 6. Apr. 2021
Von:
Hans-Georg Schornstein

Ich habe den Eindruck und der vertieft sich in letzter Zeit leider immer mehr, dass wir das Grab längst wieder zuschaufeln,
und zwar, nachdem wir Jesus hineingelegt haben.
Wir haben ihn eingemauert in Dogmen, Lehrmeinungen und Rituale, die oft so eng, so unabänderlich und so feststehend sind, dass sie den Menschen und auch Jesus die Luft zum Atmen nehmen.

„Da dürfen wir nicht dran rütteln. Da haben wir als Kirche keine Berechtigung, das jemals zu ändern. Das ist für alle Zeiten ausgeschlossen. Denn JESUS hat das nicht gewollt.“
Mit solchen und ähnlichen Totschlagargumenten verhindern wir jede mögliche Entwicklung und ersticken sie im Keim.

Wir kennen sie aus jüngster Zeit bei der längst überfälligen Frage, ob Frauen nicht zur Weihe zugelassen werden dürfen, ja ich würde sagen, müssen.
Ich denke an das aus meiner Sicht unsägliche Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen.
Und viele, viele andere Menschen werden ausgeschlossen oder an den Rand gestellt, weil sie nicht nach den „kirchlichen Normen“ leben.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus, wenn er heute leben würde, ein Stammgast bei der Glaubenskongregation wäre.

Ein Glaube aber, der sich nicht mehr entwickelt, ist starr und tot. Ein solcher Glaube ist kein lebendiger Glaube, hat keine Zukunft.

Mir scheint unser Glaube, der Glaube der Kirche, in vielen Dingen vor -österlich zu sein. Wie die Frauen damals gehen wir zum Grab. Wir gehen dorthin, um Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Wir wollen ihn mit kostbaren Salben einbalsamieren, ihn konservieren. Er soll so bleiben, wie wir ihn in Erinnerung haben, wie wir ihn uns vorstellen.

Ich wünsche uns zum diesjährigen Osterfest, uns und allen weit über unsere Grenzen hinweg, vor allem aber den Verantwortlichen unserer Kirche, dass wir die Sprengkraft, die von Ostern ausgeht, neu entdecken und spüren. Eine Sprengkraft, die noch so große Steine und Brocken vom Grab weggerollt hat. Nur so kann der Blick auf das Wesentliche freiwerden, was uns Ostern sagen will:

GOTTES Liebe überwindet alle Grenzen. ER will allen Menschen sein uneingeschränktes Heil schenken, allen, unabhängig von Kultur, Glauben, Lebensentwürfen.

Und dieser österlichen Botschaft dürfen wir keine neuen Steine und Brocken in den Weg legen.